Obst aus dem Naturpark Kyffhäuser
Blüte von Miris Kyffhäuser Apfel
TV-Moderatorin und Kommunikationstrainerin Miriam Deforth ist seit Anfang 2018 Naturpark Kyffhäuser Botschafterin. In ihrem „Miris Kyffhäuser-Blog“ berichtet sie jeden Monat von ihren Erlebnissen und Abenteuern im Naturpark.
Miri's Kyffhäuser Blog wird unterstützt von hessnatur. Vielen Dank!
26. August 2019
Nein, ich schreibe nicht über Restaurants im Umfeld des Kyffhäusers. Also, vielleicht mache ich das auch irgendwann einmal, wenn ich mir endlich die Zeit für eine Barbarossa Gourmet Tour genommen die große Vielfalt der Gastronomie der Region persönlich kennen gelernt und verglichen habe.
Habe ich bis jetzt nicht.
Deshalb berichte ich in diesem Monats-Posting über eine andere Art des „sich glücklich schmeckens“. Ist Ihnen auch schon mal aufgefallen, dass jede Jahreszeit und im Grunde sogar jeder Monat einen eigenen Geschmack haben? Sicher. Schließlich wachsen in Deutschland aufgrund der deutlichen Temperaturunterschiede sehr viele verschiedene Obst- und Gemüsesorten.
In den Sommermonaten wurde in meiner Familie früher viel eingemacht und eingekocht. Marmeladen, Kompott, saure Gurken. Eher meine Oma als meine Mutter war darin noch „Expertin“. Ich selbst habe das lediglich auf meinem Frühstückstoast oder einem Pfannkuchen erfahren. Meine Generation kocht laut Statistiken sehr viel weniger Marmelade selbst. Und wenn, dann aus exotischen Früchten wie „Ananans-Maracuja-Vanille“ und postet die hübsch gehandletterten Gläser auf Instagram.
Ja, so ändert sich die Notwendigkeit, mit dem umzugehen, was da draußen zur Verfügung steht. Und das ist ja auch in Ordnung.
Und sind wir alle mal kurz ein bisschen nostalgisch: So ein richtig tolles, selbstgemachtes Zwetschgenmus ist im August durch keine Maracujacreme zu ersetzen. Das gehört einfach zum „Geschmäckle“ des verschlafendsten Sommermonats dazu.
Im Kyffhäuser duftet es dieser Tage und bis in den September hinein nicht nur nach Zwetschgen. Langsam reifen die ersten frühen Apfelsorten und die Beeren stehen im vollen Saft. Einige sehr jungreife Birnen sind schon zum Verkosten zur Hand und die Experten des Obstanbaus winken und locken mit Vergangenem: Erdbeermarmelade und Pfirsichkompott. Dass auch die Luft ein „Wässerchen“ trägt und die Intensität des Dufts auf den Obstwiesen jetzt seinen Zenit erreicht, macht auf eine ganz erstaunliche Weise satt.
Vielleicht haben Sie das ja schon einmal selbst erlebt: Die Üppigkeit der Farben im letzten Sommermonat, die Schwüle in der Luft, das Summen und Brummen von Millionen von Kleinstbewohnern und dieser Duft… Obwohl Sie sich vorgenommen hatten, mittags „ordentlich zu essen“, irgendwie sind Sie schon satt von diesem Überfluss an Sinnes-Mahlzeiten.
Was nachmittags dann plötzlich überwiegt, ist nicht mehr der Hunger. Es ist die pure Lust auf ein Stück frischen Pflaumenkuchen mit Schlagsahne. Und einen leckeren Kaffee dazu. Und was geschieht, wenn diese Kombination unsere Nervenzellen im Gehirn erreicht? Genau – wir erinnern uns an all diese August-Monate, die wir bereits genießen durften.
In meinem Gehirn kommt da so eine Idee von: Verlässlich.
Ja, der Kyffhäuser ist in jedem Monat, in jeder Jahreszeit verlässlich.
Hier gibt’s im August, was im August wächst. Und weil der Boden im Naturpark Kyffhäuser so satt und großzügig ist, gibt’s von allem Reichlich.
Ich mag es, mich an Jahreszeiten satt zu essen und satt zu trinken. Denn die Erinnerung an den Geschmack des Sommers bleibt bei mir. Auch dann, wenn es schon längst Herbst und Winter geworden ist.
Klar, wir haben dieser Tage stets die volle Auswahl. Importiertes Obst und Gemüse lässt uns in mal weniger guter, mal besserer Qualität das ganze Jahr über „quer kosten“. Erdbeeren sind im Winter unterdessen einfach zu bekommen.
Und auch das ist okay. Was geht, das geht nun mal.
Ein Experiment möchte ich Ihnen als Idee nach dem Lesen dieses Podcasts einfach mal an die Hand geben. Wie wäre es, ab jetzt und für ein Jahr lang vorrangig saisonal und regional zu speisen. Ganz bewusst.
Glauben Sie mir, ich bin weit entfernt von einem Ernährungsapostel und aus meiner Sicht können Sie tun und lassen, was Sie wollen. Was ich erfahren habe, als ich dieses Experiment vor Jahren einmal machte, war, dass ich mich nicht nur sehr gesund fühlte, sondern gleichzeitig auch niemals das Gefühl bekam, dass mir „etwas fehlt“. In den Biolädchen und Bauernlädchen der Region, in der ich lebe, wird vorrangig das angeboten, was die Jahreszeit so hergibt. Die Auswahl ist deshalb auch enger, als in großen Supermärkten. Dafür kommt alles direkt und frisch von Baum und Feld.
Allein der Anblick der Auslage in diesen Tagen macht mich irgendwie satt. Der August ist so herrlich übermäßig. Und ich überlege tatsächlich, ob ich ein Zwetschgenmus koche. Damit ich mich im November an die lichten, letzten Sommertage erinnere. Während ich ein Zwetschgenmus-Brötchen schmunkele (wie wir in Hessen sagen).
Essen Sie sich glücklich. Das ist keine Mengenangabe. Das ist eine Genießer-Angabe für alle Ihre Sinne. Und lassen Sie sich gerne von einem wie dem Kyffhäuser dabei helfen. Zugeraunt wurde mir, dass die eingemachten und gekochten Obstspezialitäten von dort sogar online zu bestellen sind. ;-)
So, jetzt hab‘ ich Hunger.
Ihre Miriam Deforth