TV-Moderatorin und Kommunikationstrainerin Miriam Deforth ist seit Anfang 2018 Naturpark Kyffhäuser Botschafterin. In ihrem „Miris Kyffhäuser-Blog“ berichtet sie jeden Monat von ihren Erlebnissen und Abenteuern im Naturpark.
Miri's Kyffhäuser Blog wird unterstützt von hessnatur. Vielen Dank!
16. Dezember 2018
Hat Ihnen diese Frage schon mal jemand gestellt?
Es ist auch eine unnütze Frage, oder? An Heiligabend haben wir ganz offenbar eine flächendeckende, bundesweite Verplanung aller Menschen.
Ich gehe mal davon aus, dass, Sie, liebe Leser dieses Blogs, genau wissen, was Sie an Weihnachten tun und wo Sie genau sein werden.
Witzig. Das funktioniert besser, als die Terminierung der Bundestagswahlen.
Und wie immer möchte dieser Blogpost absichtlich revolutionäre Gedanken schüren… aufmeutern, sozusagen.
Was wäre, wenn Sie dieses Jahr an Weihnachten mal mit allen gewohnten Ritualen brechen?
Oh. Nicht dass Sie denken, ich möchte hier zu einem nationalen Feiertagsstreik aufrufen.
Nur – wäre das nicht einfach mal ein spinnenswerter Gedanke? Kommen Sie, wir wollen gemeinsam einfach mal so tun, als ob…
Stellen Sie sich einfach nur mal vor, Sie würden für ein Jahr alle Traditionen über Bord werfen, Ihrer Familie oder Ihren Freunden eine WhatsApp Nachricht schreiben („ich bin dann mal weg“ oder so ähnlich) und dann… zum Beispiel statt sich in eine überfüllte Kirche zu quetschen, hektisch noch an der 50 m langen Kasse im Supermarkt das vergessene Sahnepöttchen zu kaufen, schimpfend den schiefen Weihnachtsbaum gerade zu ziehen und schweißgebadet Tante Herwig und Onkel Gustav die Türe zu öffnen – die Krawatte aus Zeitnot noch nicht in den schicken Windsor-Knoten gelegt – einfach weg fahren.
Stellen Sie sich vor, Sie buchen sich in einem gemütlichen Hotel mit Kaminstube und Blick über verschneite Täler oder einem Häuschen am Meer ein. Sie packen einen Zweig Tannengrün und eine Kerze ein, nehmen sich einen Koffer voller Bücher oder das Strickzeug mit und schauen selbstvergessen den ganzen 24.12. einem wunderschönen Wintertraum ins Auge, während in Bundesdeutschland die wahnwitzige Weihnachtsluzzi tobt.
Sie kaufen keine Geschenke. Ja, sie würden zum Geschenk- und Konsumverweigerer werden. Niemand bekommt an Heiligabend ein Päckchen. Geschenke gibt’s 2019 einfach überraschend an anderen Tagen des Jahres.
Und dann erinnern Sie sich plötzlich, was hinter dem Weihnachtsgedanken wirklich schlummert. Wessen Geburtstag wir feiern. Und wie still und glücklich dieses Fest im Ursprung einmal sein wollte.
Eine liebe Freundin schickte mir dieser Tage ein Foto von ihrer Fensterbank, auf der der ihr jüdische Chanukka Leuchter vor sich hin lichterte. Seit dem 25.11. feiert sie in ihrer Glaubensgemeinde das „Fest der Weihe“ – und hier wird wirklich gefeiert. Acht Tage lang wird gesungen, getanzt und es gibt so viel Süßes, dass es für ein ganzes Jahr reicht. Das Wunder des Leuchters, der mit einer kleinen Kanne Öl acht Tage lang Licht in den neu geweihten Tempel brachte, wird in jüdischen Traditionen ausgiebig begangen und erinnert.
Mich hat es daran erinnert, dass auch Weihnachten ein Fest voller Lichter-Symbolik ist und da haben wir die Gemeinsamkeit… in den dunkelsten Nächten des Jahres machen wir Menschen mehr Licht. Wir entzünden es in unseren Vorgärten und in den geschmückten Fenstern und am Weihnachtsbaum.
Und in unserer Seele? In unserem Herzen?
Schön wäre es. Das stimmt. Wenn alle Leute da draußen kleine Leuchtfeuer wären und beim abendlichen Spaziergang alleine mit ihrer inneren, kindlichen Freude einen ganzen Straßenzug erleuchten könnten – was wäre das für ein Weihnachtsfest.
Dazu dürfte es den Menschen meiner Meinung nach schlichtweg gut gehen.
Wie gut geht es Ihnen dieser Tage?
Wie konsequent sind Sie für sich da?
Wie gut behandeln Sie sich, Ihren Körper, Ihre Bedürfnisse, Ihre Ideen?
Wie liebevoll gehen Sie mit Ihren Freunden um? Ihrer Familie?
Wie seelenvoll ernähren Sie sich?
Wie oft gönnen Sie sich ein wenig Ruhe?
Wann haben Sie zuletzt aus vollem Herzen Tränen gelacht?
Mein Wunschzettel für Sie wäre lang in diesem letzten Blogpost-Artikel 2018.
Wenn alles super ist und Sie sich entspannt auf Ihr Lichterfest freuen, dann hören Sie bitte hier auf zu lesen. Denn dann würde mein Lebensgefährte Ihre Art, mit Weihnachten umzugehen mit „LÄUFT!“ quittieren und Sie zur Gans im Ofen schicken, damit Sie sie rechtzeitig mit Honig einpinseln. Knusprig ist besser.
Wenn Sie jetzt schon ein flaues Gefühl im Bauch verspüren angesichts der nahenden Feiertage, dann ist noch Zeit zu handeln.
Vor drei Jahren haben mein Lebensgefährte und ich erstmalig mit den familiär geprägten, traditionellen Vorgehensweisen unserer Vergangenheiten „gebrochen“ und uns ein ganz anderes Weihnachten gegönnt, als wir es selbst aus jahrzehntelanger Übung kannten.
Ja, das fühlte sich seeeehr schräg an – am Anfang.
Und als wir beschlossen hatten, all das Geld, was wir für Geschenke investiert hätten, in die Hand zu nehmen und damit eine dreitägige Reise zu machen, war mir auch damit noch nicht so richtig wohl.
Pfannkuchenessend vor einem kleinen Kamin in einem kleinen Holzhaus mitten in herrlicher, ruhiger Landschaft sitzend, Väterchen Frost ein frohes Fest wünschend, sich gegenseitig in die entspannten Augen blickend, während wir von der Familie hektische WhatsApp Nachrichten erhielten, über all die Dinge, die an Heiligabend nicht richtig funktionierten, und entgegen dieses „normalen Wahnsinns“ entspannt ans Baby in der Krippe denkend, als wir also so mitten dabei waren… da dachten wir: Dieses Konzept möchten wir behalten.
Und nun zum Kyffhäuser.
Da liegt er, verschneit, ruhig, und an Heiligabend vielleicht unter einem millionenfach beschienenen Sternenhimmel.
Die alten Bäume träumen still ihren Wintertraum und die sanften Hügel haben das Rodeln für die Zeit der Christgeburt kurz eingestellt. Denn wenn die Hirten ihren Weg zur Krippe beginnen, um dort den Ursprung aller Menschlichkeit und Liebe, ein neu geborenes Baby, zu finden – dann klingt leise aus dem Unterholz eine Melodie wie „Oh Du Fröhliche“.
Es gibt Gasthäuser im und um den Kyffhäuser, die Träumende über die Feiertage aufnehmen und einen heißen Tee am Kaminfeuer versprechen. Es gibt stille Augenblicke und festlich tönenden Gesang.
Und es gibt die Möglichkeit für alle, die in diesem Jahr mal die Nase voll haben vom geschäftigen, programmierten Einkaufsdingens, sich einfach zu entziehen. Dort, bei Barbarossa und seiner Gefolgschaft. Oder anderswo. Sie haben immer die Wahl. Oder vielleicht gelingt es Ihnen ja zu Weihnachten 2018 den Kyffhäuser-Gedanken in Ihre gewohnten Traditionen einzubauen und ihren Lieben vor allem vorzuleben, wie ein uraltes, wunderschönes Fest in entspannt und liebevoll funktionieren kann…
Ich wünsche Ihnen von Herzen sanfte, glückliche Weihnachtstage und dass Sie hüftwackelnd ins neue Jahr 2019 tanzen. Ja, tanzen Sie ruhig. Egal, ob zwischen Buchen und Fichten im Kyffhäuser, durch Schneewehen oder Meereswogen. Sie haben so viel vor…
Ihre
Miriam Deforth