Miriam Deforth im Panoramamuseum im Naturpark Kyffhäuser
Miriam Deforth im Kyffhäuserdenkmal
TV-Moderatorin und Kommunikationstrainerin Miriam Deforth ist seit Anfang 2018 Naturpark Kyffhäuser Botschafterin. In ihrem „Miris Kyffhäuser-Blog“ berichtet sie jeden Monat von ihren Erlebnissen und Abenteuern im Naturpark.
Miri's Kyffhäuser Blog wird unterstützt von hessnatur. Vielen Dank!
13. Januar 2019
Der Kyffhäuser dämmert.
Es ist Winter und das, was im Sommer farbig, satt und grün unzählige Menschen in seinen Bann zieht, kuriert sich unter einer Eis- oder Schneedecke.
Der eine oder andere könnte meinen, dass ein Besuch sich dann weniger lohnen könnte. Ha!
Schon mal was von den Abenteuern der Winterhelden gehört?
Pack Dich warm ein. Nimm alle mit, die Du liebst oder mach Dich alleine auf die verschlungenen Pfade. Im Winter lockt Barbarossa anders, als im Sommer.
Er liebt rotgefrorene Nasen und Atemwölkchen, die bei jedem Deiner Schritte die Kyffhäuser-Luft erwärmen, wenn Du ausatmest.
Und als Dank für Deine Lust am winterlichen Träumen, offeriert der alte Kaiser Dir ganz andere Möglichkeiten, wilde Abenteuer zu bestehen, bevor Du sauerstoffgesättigt wieder heimkehrst – oder in einem Gasthof die Wärme eines Kachelofens genießt.
Er fordert Dich heraus. Und er weiß: Nur wenige bestehen die winterliche Heldenreise bis zu seiner Krone im innersten der Barbarossa-Höhle. Ja, wenn es nach dem Kaiser geht, dann geht es immer um alles.
Lauernd, mit einem verschmitzten Lächeln unter seinem vereisten Bart, sitzt er am Barbarossa Denkmal auf seinem übermächtig großen, steinernen Thron und wartet… auf Dich.
Und stehst Du zu seinen Füßen und schaust hinauf in sein scheinbar unbewegtes Gesicht, dann schweige. Denn nur dann hörst Du die drei Aufgaben, die er jedem Winterwanderer zuraunt, leise bis an Dein winterkaltes Ohr wehen:
Erstens: Finde die verlorene Eiskönigin. Im englischen Garten wollte sie Eislaufen gehen. Mit samt ihren Hofdamen, den Schneeflocken, stiefelte sie graziös dorthin. Tanzenden Schrittes. Und dann… verlieren sich ihre Spuren auf halber Strecke um den See, der still und leise in seiner Winterstarre daliegt. Die weisen Raben des Kaisers behaupten, sie hätten beobachtet, wie sie aus Versehen auf einen der Grenzsteine zum Zwergenreich stieg. Wutentbrannt kam einer der Wichte aus seiner Winterhöhle gekrabbelt und funkelte die Eisprinzessin mit kohleglühendem, vor Wut rasendem Blick an. Dann hob er seine kleinen Händchen, sprach einen dieser unangenehmen Zwergenflüche und die Eisprinzessin verwandelte sich in eine winterkahle Blutbuche. Berührst Du sie mit warmer Hand, so wird der Zauber gebrochen und die schöne Anverwandte von König Winter kann wieder heimkehren – in ihren Schneepalast. Nur – welche Buche um den See herum mag wohl die richtige sein? Sieh genau hin – einer der Bäume sieht aus, wie die Prinzessin. Den wählst Du aus. Und sei wachsam! Die Zwerge sitzen im Winter frierend und schlotternd in ihren Höhlen und sind knurrig und trotzig gelaunt. Nicht, dass Dir und Deinen Lieben das Gleiche wiederfährt, wie der schönen Eisprinzessin.
Haben die Raben des Barbarossa ihrem Kaiser die frohe Kunde der Befreiung überbracht, hast Du sogleich das nächste Abenteuer am Leibe. Denn nur, wer alle drei Aufgaben löst, wird vom Kaiser in allen Ehren aus dem Kyffhäuser nach Hause entlassen.
„Steig auf die höchste Zinne des ehrwürdigen Barbarossa Denkmals. Ja, mit einer halben Höhe wird sich hier nicht zufriedengegeben. Geh ganz hinauf. Und wenn Du oben stehst und schaust über den gefrorenen Naturpark Kyffhäuser, dann schau so lange, bis Du merkst, welcher der vier Winde Dir gerade zuwinken möchte. Ist es der Ostwind, so bringt er dem Kaiser bald noch mehr eisige Geschenke aus dem fernen Russland. Ist es der Südwind, so lässt die Sommerprinzessin dem Kaiser beste Grüße ausrichten und ihm sagen, dass es ihr gut geht – am anderen Ende der Welt. Und dass sie sich im Mai auf ihre Heimkehr zu ihm freut. Siehst Du den Westwind winken, so bringst Du dem Kaiser die frohe Kunde von der Denkmalspitze mit, dass seine Gefolgschaft und er nicht mehr all zulange zu warten haben, bis die Menschheit sich endlich besinnt und friedlich und fröhlich das Leben auf der wunderschönen Erde genießt. Das wird der Kaiser gerne hören, denn er wird seinen steinernen Thron erst verlassen, wenn dieser genannte Zustand eingetreten ist.
Winkt Dir allerdings keck der Nordwind zu, dann bringst Du dem Kaiser ein neues Lied mit in die Tiefe des Berges, in dem er haust. Denn der Nordwind ist der Künstler unter den Stürmen und er liebt es, laut und schmetternd die Lieder seiner Ahnen, der skandinavischen Helden, zu rezitieren. Hör genau – der Kaiser wird darauf bestehen, dass Du ihm am Fuße seines Thrones das Lied des Nordwinds singst, solltest Du es vernommen haben.
Hast Du dem Kaiser die Botschaft aus einer der vier Himmelsrichtungen überbracht, hast Du es beinahe geschafft. Eine letzte Aufgabe hat der alte Mann noch für Dich, bevor er Dich in Wärme und Winterabend entlässt:
Denn was ihm im Winter am meisten fehlt, ist die Ahnung, dass der Frühling sich hinter alten Baumrinden, unter zugefrorenen Wiesen und fest verschlossenen Knospen versteckt. Was will der Kaiser von Dir hören? ER LEBT! Der Frühling!
Doch davon darfst Du Dich erst einmal überzeugen.
Auf den Obstwiesen des Kyffhäusers hält der Frühling sich am liebsten auf, wenn draußen König Winter tobt und knarzt. Dann macht er sich winzig klein und schlupft behände in eine der Apfelbaumknöspchen. Diese öffnet im ganz, ganz kurz ihr kleines Köpfchen und gewährt ihm Einlass. Und dann, dann tanzt der Frühling fröhlich und von einem auf’s andere Bein, weil es im Knöspchen so köstlich nach Apfelblüten duftet. Du hast die winterkahlen Apfelbäume gefunden? Dann halte vorsichtig einen Deiner Finger an eins der Knöspchen und rühr Dich nicht. Nach einiger Zeit wirst Du merken, wie das Knöspchen, vielleicht sogar der ganze Zweig des Baumes, im Schwunge eines Silberglöckchens schwingen. Ganz leicht und zart. So wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. Dann eile zum Kaiser und sage ihm außer Atem, dass der Frühling quicklebendig sei und Du seine Tanzschritte sehr deutlich spüren konntest.
Schau genau.
Der Barbarossa wird unter seinem Barte lächeln. Und Dich loben.
Wenn er sehr wohlgelaunt ist, lädt er Dich nach den bestandenen Abenteuern sogar noch geschwind in sein unterirdisches Reich ein.
Stolz zeigt er Dir seine goldene Krone, die tief im innersten des Berges auf ihren Einsatz wartet.
Und im Sommer, wenn Du wiederkommst, dann wartet der Kaiser schon auf Dich. Mit anderen Abenteuern und Aufgaben. Denn davon gibt es im Kyffhäuser so viele, wie Sterne am Himmel stehen.