Hochschullehrer in Halle/Saale geb.: 2. November 1909 in Coburg gest.: 3. Januar 1997 in Halle
Arbeitsbereich: Gefäßpflanzen, Moose, Pflanzen-geografie, Vegetationskunde, Naturschutz. Untersuchungsgebiet: Mitteldeutschland, Europa, Asien.
Leistungen: Meusel war ein international anerkannter Botaniker und Hochschullehrer, der auch den Naturschutz in Ostdeutschland wesentlich geprägt hat. In seiner bedeutenden Arbeit „Die Vegetationsverhältnisse der Gipsberge im Kyffhäuser und im südlichen Harzvorland“ (1939), erarbeitete Meusel eine Gesamtdarstellung der auf den Gipsböden im südlichen Kyffhäusergebirge und im Südharzvor-land vorkommenden Pflanzengesellschaften und stellte Teile hiervon auch kartografisch dar. Bereits 1934 gründete er die Arbeitsgemeinschaft zur Erfassung der mitteldeutschen Pflanzenwelt (Botanische Vereinigung Mitteldeutschlands). Damit begann mit zahlreichen Freizeitforschern die systematische und umfassende floristische Erkundung des mitteldeutschen Raumes. In Zusammenarbeit mit diesen Lokalfloristen konnten zwischen 1937 und 1968 elf Reihen der Verbreitungskarten mitteldeutscher Leitpflanzen herausgebracht werden. Mit der drei Bände umfassenden „Vergleichenden Chorologie der zentraleuropäischen Flora“ (1965, 1978 und 1992; jeweils ein Text- und ein Kartenteil) schuf Meusel ein bedeutendes Werk über die weltweite Verbreitung mitteleuropäischer Pflanzensippen. Seit den 1930er Jahren befasste er sich mit pflanzengeografischen Aspekten. Einige Gesellschaften der Laubmischwälder wurden durch ihn beschrieben. Unter seiner langjährigen Leitung entwickelte sich an der Universität Halle ein international geschätztes Zentrum geobotanischer und pflanzensoziologischer Forschung.
Das einige tausend Belege umfassende Herbarium Meusels befindet sich in Halle (HAL) und beinhaltet seine Aufsammlungen aus Deutsch-land, Europa, dem Mittelmeerraum, Indien, China und Japan. Die Belege aus Mitteldeutschland (v. a. Halle, Unstruttal, Harz, Kyffhäuser) wurden größtenteils in den 1930er Jahren ge-sammelt. In Bezug auf das weltweit zusammengetragene Herbarmaterial ist die Zahl der regionalen Belege verschwindend gering. Die Belege sind durchweg mit maschinenschriftlichen Etiketten versehen, nur selten findet man die originalen mit Abkürzungen und Nummern versehenen handschriftlichen Beizettel Meusels (KRUMBIEGEL 2001).
Veröffentlichungen: ► MEUSEL, H. (1937): Verbreitungskarten mitteldeutscher Leitpflanzen, 1. Reihe. – Hercynia 1 (1): 115–120. ► MEUSEL, H. (1938b): Über das Vorkommen des Schmalblättrigen Federgrases, Stipa stenophylla Čern., im nördlichen Harzvorland. – Her-cynia 1 (2): 285–308. ► MEUSEL, H. (1939a): Die Vegetationsverhältnisse der Gipsberge im Kyff-häusergebirge und im südlichen Harzvorland. – Hercynia 2 (4): 1–372. ► MEUSEL, H. (1940a): Die Grasheiden Mitteleuropas. Versuch einer vergleichend-pflanzengeographischen Gliede-rung. – Bot. Arch. 41: 357–519. ► MEUSEL, H. (1943): Vergleichende Arealkunde, 2 Bde. – Ber-lin-Zehlendorf: Bornträger, XII + 466 / XII + 92 + 90 S. ► MEUSEL, H. (1952): Die Eichen-Mischwälder des mitteldeutschen Trockengebietes. – Wiss. Z. Martin-Luther-Univ. Halle-Wit-tenberg, Math.-Natur-wiss. Reihe 1 (1/2): 49–72. ► MEUSEL, H. (1954a): Über die Wälder der mitteleuropäischen Löß-Ackerlandschaften. – Wiss. Z. Martin-Luther-Univ. Halle-Wittenberg, Math.-Naturwiss. Reihe 4 (1): 21–35. ► MEUSEL, H. (1955a): Entwurf zu einer Gliederung Mitteldeutschlands und seiner Umgebung in pflanzengeographische Bezirke. – Wiss. Z. Mar-tin-Luther-Univ. Halle-Wittenberg, Math.-Naturwiss. Reihe 4: 637–642. ► MEUSEL, H. (1960): Verbreitungskarten mitteldeutscher Leitpflanzen, 9. Reihe. – Wiss. Z. Martin-Luther-Univ. Halle-Wittenberg, Math.-Naturwiss. Reihe 9 (1): 165–223. ► MEUSEL, H. (1970): Ver-breitungsgrenzen südlicher Florenelemente in Mitteldeutschland. – Feddes Repert. 81: 289–309. ► MEUSEL, H. (1992): Reliktflora und naturnahe Laubwälder, unersetzliche Schätze der Gipskarstlandschaft am Südrand von Harz und Kyffhäuser. – Ber. Landesamt Umweltschutz Sachsen-Anhalt 6: 14–16. Die Liste der Veröffentlichungen von Meusel ist sehr umfangreich. Thüringen betreffen hier, außer den bereits genannten, vor allem die Verbreitungskarten mitteldeutscher Leitpflanzen (MEUSEL 1938a, 1939b, 1940b, 1942, 1944, 1954b, 1955b & 1960; MEUSEL & BUHL 1962 & 1968).
Autorenkürzel: Meusel
Biografie: Vater: Bildhauer Edmund Meusel; Besuch der Oberrealschule in Coburg mit Abi-tur 1930, schon als Schüler durchwanderte er seine fränkisch-thüringische Heimat, von 1930 bis 1931 Studium der Biologie und Geowissenschaften an der Universität Würzburg, 1931/1932 Studium der naturhistorischen Disziplinen (Botanik, Zoologie, Geographie, Mine-ralogie und Geologie) an der Philosophischen Fakultät in Innsbruck, im Sommersemester 1932 studierte er an der Universität München (u. a. bei W. Troll), noch im selben Jahr folgte er W. Troll an die Universität Halle, 1935 Promotion mit der Dissertation „Wuchsformen und Wuchs-typen der europäischen Laubmoose“ an der Universität Halle zum Dr. rer. nat., ab 1935 Assistent am Botanischen Institut der Universität Halle, 1937 Staatsexamen für das höhere Lehramt, 1939 Habilitation mit der Schrift „Die Vegetationsverhältnisse der Gipsberge im Kyffhäuser und im südlichen Harzvorland“, 1940 Dozent, 1942 Soldat im 2. Weltkrieg (Mari-newetterdienst), später Freistellung vom Kriegsdienst, da die Universität Halle kriegswichtige Forschungen („Faserforschung“) betrieb, 1947 Professor mit vollem Lehrauftrag an der Uni-versität Halle, 1952 Berufung zum Ordinarius, Meusel war 1953 zusammen mit H. Stubbe Begründer und erster Direktor (bis 1963) des Instituts für Landesforschung und Naturschutz (ILN) in Halle/S. und engagierte sich bis in die 1990er Jahre für Naturschutzfragen (zuletzt für ein Biosphärenreservat Südharz), 1975 Emeritierung. Von 1979 bis 1992 hatte Meusel die Re-daktion der international angesehenen Zeitschrift „Flora“ inne.
Meusel war Mitglied der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR, der Österrei-chischen Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Naturforscher Leopoldina zu Halle (seit 1969). Er war von 1933 bis 1995 Mitglied der Thüringischen Botanischen Gesell-schaft. Die Biologische Gesellschaft der DDR verlieh ihm die Ehrenmitgliedschaft und die Universität Halle 1974 die Erinnerungsmedaille. 1966 wurde er durch die Verleihung des Na-tionalpreises der DDR geehrt.
Quellen: GRUMMANN & KLEMENT (1974), BAUER (1975), MAHN (1979), SCHUBERT, R. (1979, 1985, 1989), WEINITSCHKE (1989), GROSSER (1997b), HENTSCHEL (1997), HOLUB (1997), JÄGER (1997), JÄGER & MAHN (1997), NATHO (1997), SCHÖNFELDER (1997), SEIDEL & JÄGER (1997), WESTHUS (1997), WIEFEL (1997), HÜBL (1998), BARTHEL & PUSCH (1999, 2005a), FRAHM & EGGERS (2001), MÜLLER-ENBERGS & al. (2000), KAUL (2001), KRUMBIEGEL (2001), SUCCOW & al. (2002), ENGELHARDT (2003), HARDTKE & al. (2004), FROHN & SCHMOLL (2006), HÖXTERMANN (2006), JÄGER & WERNER (2009), BRAUN (2010), WIEFEL & WIEFEL (2011), SUC-COW & al. (2012), BEHRENS & HOFMANN (2013); A. Krumbiegel, Halle (10.12.2013 briefl. JP); Archiv Herbarium Martin-Luther-Universität Halle (HAL).