HERKUNFT:
Hierüber gibt es die verschiedensten Vermutungen. Sie dürfte aus Westasien stammen und könnte möglicherweise von Ungarn bei deren Einwanderung nach Europa mitgebracht worden sein. Andere sehen sie mit den Kreuzfahrern aus dem Osten oder erst im 17. Jahrhundert aus Venedig nach Mitteleuropa gebracht. Sorten der Pflaume (subspecies insititia) Haferpflaume, Spilling, Mirabellen, dürften in Mitteleuropa schon im frühen Mittelalter kultiviert worden sein, während die der Edelpflaumen und Zwetschken erst später (12. - 17. Jahrhundert) Verbreitung fanden. Heute machen sie den Eindruck einer in Mitteleuropa einheimischen Obstart. Am stärksten verbreitet ist zweifellos die Hauszwetschke, eine sich in vielen Formen präsentierende Population, mit sowohl wertvolleren als auch weniger wertvollen Typen, was Ertrag, Fruchtgröße, Ertragssicherheit, geschmackliche Eigenschaften u.ä. betrifft. Der hier beschriebene Typ wurde im östlichen Weinviertel aufgefunden und weist recht gute Eigenschaften auf.
FRUCHTBESCHREIBUNG:
Die Frucht ist mittelgroß, durch den in diesem Jahr (1996) überaus reichlichen Behang etwas kleiner als sonst üblich, etwa 39 mm lang, 29 mm dick, 26 mm breit, länglichoval, auf der Bauchseite stärker gewölbt als auf der Rückenseite, mittelbauchig, bisweilen auch leicht stielbauchig. Der Stempelpunkt ist meist sehr klein ausgebildet, hellgelblichbraun, sitzt obenauf ohne Vertiefung, die Fruchtnaht ist durch die starke hellblaue Bereifung nicht oder nur äußerst undeutlich wahrzunehmen, weist weder eine Einsenkung noch eine Furche auf.
STIEL: Ist 21 - 32,5 mm lang, grünlich, vereinzelt mit bräunlichen Punkten, bewollt, mit Scheibchen entweder flach auf Frucht aufsitzend oder in kaum wahrnehmbarer Einsenkung.
HAUT: Ist zur Reifezeit von einem Dunkelblau-Rötlichbraunviolett zu einem beinahe Schwarz-Dunkelblau sich verfärbend, feine helle Punktierungen und Strichelungen können vorkommen, der Großteil oder die gesamte Frucht ist hellweißlichblau bereift, kleinere oder größere Roststellen kommen vor.
FRUCHTFLEISCH: Ist sehr saftig, süß-aromatisch, gelbgrün bis gelblich, fest, gut steinlösend, zuckerreich, Säuregehalt höher als bei Pflaumen, Fruchtfleisch wird jedoch beim Kochen nicht sauer (im Gegensatz zur Ersinger- und Wangenheims Frühzwetschke sowie Italienische (Bosnische) Zwetschke). Sie ist daher auch aus diesem Grund neben einer vorzüglichen Tafelfrucht eine ausgezeichnete Wirtschaftsfrucht - Powidlerzeugung.
STEIN: Ist oval, wobei die Bauchseite stärker ausgebaucht ist als die Rückenseite, etwa 21,5 - 23,5 mm hoch, etwa 12 mm dick und 6 - 7 mm breit. Die Hauptkante tritt etwa 2 mm über die Nebenkanten hervor, ist meist stumpf, seltener scharf, Nebenkanten sind nicht deutlich ausgeprägt, daneben liegende Furche reicht vom Stielansatz bis zur Spitze, Seitenbacken sind rauh, der Rücken ist vollkommen gespalten. Der Stielansatz wirkt leicht ausgezogen.
BAUMEIGENSCHAFTEN:
Der Baum ist mittelstark bis stark wachsend, die Krone typisch hochgehend, die Leitäste steil aufragend, durch das oft hohe Fruchtgewicht wird das feine Fruchtholz meist hängend. Das Blatt ist nicht besonders groß, länglich oval, nach beiden Enden zugespitzt mit feiner, meist doppelter Zahnung, es greift sich aufgrund der Bewollung auf Ober- und Unterseite weich an.
BODEN UND KLIMAANSPRÜCHE: Bevorzugt feuchtere Böden, ist aber ansonsten nicht anspruchsvoll, sie zeigt auch eine bemerkenswerte ökologische Anpassungsfähigkeit und eine große Anbaubreite bis in das kühle und kalte Obstbaugebiet. Auf trockenen Standorten geringere Erträge und kleinere Früchte.
BLÜTE: Ist spät, empfindlich gegen Nässe, ist selbstfruchtbar, benötigt zur Befruchtung keine anderen Pollenspendersorten.
REIFE:
Ab zweiter Hälfte September bis Mitte Oktober, abhängig von Standort und Sortentyp, Witterung.
ERTRAG UND EIGNUNG:
Ertrag etwas abhängig von günstigem Blühwetter, jedoch meist regelmäßig und hoch, eignet sich als ausgezeichnete Tafelfrucht, Marmeladen, Powidlerzeugung, Schnapserzeugung, Konserven, Dörrfrucht u.a.
PFLEGEHINWEISE:
Wichtig ist in der Jugend die Erziehung eines guten, in die Breite gehenden Kronengerüstes, später Auslichtung und Verjüngungsschnitt beim sich reichlich bildenden dünnen Fruchtholz.
KRANKHEITSANFÄLLIGKEIT:
Ist gering, in feuchten Jahren Moniliabefall, bisweilen stärkerer Befall durch Pflaumenwickler, bei verregneter Blüte bzw. feuchtem Blühwetter ➞ Narrentaschenkrankheit.
Quelle und Bildgeber: Herausgeber: Arche Noah, A-3553 Schiltern, www.arche-noah.at in Zusammenarbeit mit dem Amt d. NÖ Landesregierung, Abt. Naturschutz